Stephan's Pizzaofen Bauanleitung
Nachdem ich mich einige Zeit mit dem Thema beschäftigt habe, einige Anleitungen gekauft hatte und dennoch immer noch Fragen offen blieben, habe ich mich entschlossen meine Erfahrungen und Ideen hier zu dokumentieren. Ich hoffe die Anleitung und die Ideen helfen dem ein oder anderen Pizzaofen-Architekten. Falls JA freue ich mich über eine Nachricht (gerne auch mit Foto vom Werk) und eine kleine Spende via PayPal (Details am Ende der Anleitung). Falls NEIN, bitte ich um eine Nachricht mit der offenen Frage oder dem Problem.
Eine PDF Version sowie eine Skizze mit Maßen finden Sie im Downloadbereich.
Hintergrund
Ich hoffe meine Anleitung hilft Ihnen beim Bau Ihres Pizza- und Brot- Ofens. Alle anderen Anleitungen zum Bau eines Pizza Ofens kosten ein paar Euro. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden etwas für diese Anleitung zu verlangen. Spätestens wenn Sie Ihren Ofen fertig haben wissen Sie am besten ob meine Anleitung etwas zum Entstehen beigetragen hat oder nicht. Wenn dem so ist, wissen Sie auch was Ihnen die Anleitung wert war und ich freue mich über eine kleine Spende als Anerkennung meiner Arbeit. Klicken Sie dazu bitte auf den PayPal oder Flattr Spenden Button am Ende der Seite und tragen Sie den gewünschten Betrag ein.
Mit der Aktualisierung der Webseite habe ich auch die Downloadseiten aktualisiert und dort meine handschriftlichen Zeichnungen mit den Maßen meines Ofens verlinkt.
Details
Zeitaufwand
Ich habe meinen Ofen im Frühjahr 2011 gebaut und für den kompletten Bau ohne Aushärten und Verputzen) eine Woche benötigt. Allerdings habe ich für die einzelnen Arbeitsschritte meist nur ein paar wenige Stunden benötigt. Danach durfte der Ofen 2 Wochen ruhen und wurde dann langsam an 4-5 Abenden hochgeheizt.
Kosten
Die Gesamt-Kosten beliefen sich auf ca. 750 € und gliedern sich wie folgt.
Achtung die Preise für die Baumaterialien sind wohl mittlerweile deutlich gestiegen.
Unterbau:
- Y-TONG Steine 95,-
- Kleber 30,-
- Beton-Estrich 25,-
- KlinkerSteine 25,-
- Dämmplatten 5,-
- Steinplatten 15,-
- Bambus ca. 20,-
- Farbe 15,-
Brennraum
- Schamott Platten 45,-
- Feuer-Beton 280,-
- Thermometer 25,-
- Putzfarbe (feuerfest) 25,-
- Ofenrohr 150,-
Einzelschritte
Schritt 1: Geeigneten Platz finden
Den geeigneten Platz zu finden sollte nicht unterschätzt werden. Bei mir haben die folgenden Faktoren eine Rolle gespielt:
- nahe am Ort des Geschehens im Garten
- Windrichtung, die Öffnung sollte senkrecht zur Windrichtung zeigen.
- Nicht zu dicht an Pflanzen, Die Aussenhaut der Kuppel wird nach ein paar Stunden durchaus heiß!
- Ausreichend Platz (BxTxH ca. 2m x 2m x 3m) incl. Ofenrohr
- Nachbarn?
Schritt 2: Das Fundament
Abstecken der Grundfläche. Ausgraben (unter den Mauern ca. 30 cm tief sonst nur ca. 5-10 cm.) und verschalen. Danach mit Beton Estrich auffüllen und die Oberfläche glatt streichen.
Schritt 3: Der Sockel
Nachdem das Fundament getrocknet ist mit YTONG Steinen ein U aufmauern. Die Vorderseite bleibt noch offen um dort später den unteren Bogen einzumauern. Zum verkleben habe ich hochflexiblen Fliesen Kleber für draussen verwendet.
Schritt 4: Der untere Rundbogen
Während der Sockel aushärtet habe ich den unteren Rundbogen vorbereitet. Dazu habe ich aus den Dämmplatten 2 Schablonen für den späteren „Durchgang“ geschnitten. Um den genauen Radius für die Biegung zu bekommen habe ich die Klinger Steine so wie sie später einmal sitzen sollen (Abstand innen ca. 1cm) aufgestellt und dann angezeichnet. Die Schablone für den zukünftigen Rundbogen wird danach an ihren Platz gestellt und mit den Klinker-Steinen hochgemauert. Achtung erst die senkrechten Steine aufmauern und aushärten lassen bevor der Rundbogen angegangen wird, da beim Aufmauern des Bogen sonst die Säulen auseinander gedrückt werden (ich spreche aus Erfahrung!)
Schritt 5: Die Decke des Sockels
Bis der untere Rundbogen ausgehärtet ist kann man beginnen die Schalung für die Decke zuzuschneiden. Ich habe unten zwei Schalungsbretter verwendet und mir für den Zwischenraum von ca. 10 cm ein Brett zugeschnitten. Den Rahmen aussen habe ich mit einem Spanngurt umspannt, damit die dünnen Bretter nicht nachgeben. Die Decke habe ich ca. 5 cm unten und 5 cm oberhalb der YTONG Steine eingegossen. Von unten her habe ich die Schalungsbretter mit Holzpfosten abgestützt.
Danach heißt es wieder Beton anmischen und einfüllen ich. Nach den ersten 5-7 cm habe ich ein Stahlgewebe (Stärke der Metalls ca. 7mm) eingelegt und den restlichen Beton aufgefüllt. Das ganze habe ich dann 24 Stunden aushärten lassen und danach die Schalung entfernt.
Schritt 6: Die BackFläche
Die Backfläche habe ich speziellem Schamottkleber auf die Betondecke geklebt. Die Schamottplatten sind 3cm Stark und haben ein Format von 40 x 25 cm. Die Grundfläche ist somit ca. 80x100 (Breite x Tiefe). Wichtig beim verkleben der Schamottplatten, ist, dass keine zu starken Höhenunterschiede zwischen die einzelnen Schamottsteinen ist, um später beim Pizza hinein oder heraus holen nicht mit dem Pizza Schieber hängen zu bleiben.
Schritt 7: Der Obere Rundbogen
Wie beim unteren Rundbogen habe ich mir auch für den oberen Rundbogen 2ine Schablonen aus Dämmplatten gebaut und die Klinkersteine über beide Platten gelegt und vermörtelt. Da auch der vordere Teil des späteren Brennraums durchaus warm wird habe ich dafür bereits feuerfesten Beton verwendet und ein Stahlgitter (Draht) oben mit eingearbeitet.
Während der Bogen aushärtet, habe ich die Vorderseite des Sockels zugemauert.
Schritt 8: Arbeitsplatte vor dem Ofen
Die Arbeitsplatte hat mich einige schlaflose Nächte (surfen im Web nach möglichen Materialen) gekostet.
Letztendlich habe ich zwei Beton-Steinplatten in der Optik einer Schieferplatte verwendet wie sie in unserem Baumark als Terrassen-Fliesen angeboten wurden. Die Platten liegen ca. 10cm auf dem Sockel auf und werden von zwei ca. 12 cm. starken Bambus Rohren abgestützt, da ich die in unserem Garten schon öfters verwendet habe.
Ich habe mich aus drei gründen für die gebaute Lösung entschieden:
PREIS:
Eine Arbeitsplatte z.B. aus Granit kostet ca. 300,-
Die beiden Betonplatten zusammen nur 15,-
HYGIENE:
Die Granit Arbeitsplatten würden bestimmt wie so manch anderes Objekt in unserem Garten von unseren geflügelten Freunden als Kot -Abwurf Zielscheibe verwendet werden. Danach darauf wieder die Pizzas für uns und unsere Gäste zuzubereiten finde ich widerlich!
OPTIK:
Ich finde die raue Oberfläche der Steine einfach schöner als eine glatt geschliffene Granitplatte in Grabsteinoptik.
Als Arbeitsplatte habe ich mir wiederum bei unserem Baumarkt zwei Buchen-Schneidebretter gekauft, die ich nur zum Pizza Backen auflege und danach abwasche und wieder wegnehme. (Kosten 2 mal 8€).
Schritt 9: Der Brennraum
Den Brennraum habe ich zuerst als Negativ aus Sand gebaut. Den Sand habe ich mir wiederum von meinen Kindern ausgeliehen und am nächsten Morgen auch wieder zurück gegeben. Wichtig dabei ist, dass die Kuppel am höchsten Punkt ca. 15 cm höher ist als der Rundbogen und der Ausgang zum Kamin. Ich habe das Sand-Modell ca. 4 cm innerhalb der Schamottplatten enden lassen, um bei ca. 10cm Wandstärke der späteren Kuppel aussen kein Schamott Stein mehr überstehen zu lassen.
Auf das Sandmodell habe ich dann den Kamin mit eingeschraubten Klauen und einen Dummy für das Thermometer positioniert.
Danach wird das Sand Modell in mehreren Schichten bis ca. 10 cm Wandstärke mit Feuerfesten Beton überzogen. In eine der äußeren Schichten habe ich wiederum ein Stahl-Gewebe eingearbeitet.
Nach dem Aushärten (habe nur 12 Stunden ausgehalten) wird der Sand entfernt und der Brennraum ist (fast) einsatzbereit.
Der Thermometer Dummy wird durch das Thermometer ersetz und im Ofenrohr fixiert. D.h. das Thermometer misst die Rauchgas Temperatur.
Schritt 10: Der Kamin
Ich habe mich für einen Edelstahl Kamin mit 15 cm Durchmesser entschieden. Der Kamin ist 150 cm lang und hat am Ende eine Haube, damit es nicht reinregnet. Befestigt habe ich den Kamin durch selbstgebaute Krallen. Vor dem Eingießen in den Beton habe ich 4 Edelstahlschrauben von innen nach aussen durch den Sockel des Kamis gebohrt ( ca. 5cm über dem Rohr Anfang) und dann von außen mit einer Mutter festgezogen. Diese Krallen habe ich dann in die Betonhülle eingegossen und die halten nun das Ofenrohr in Position. Evtl kann man dafür auch eine Wanddurchführung verwenden. Die Krallen sind m.E. aber die einfachste Lösung.
Wenn der Ofen auch zum Brotbacken verwendet werden soll, muss das Ofenrohr geschlossen werden können, damit die Wärme nach dem ausräumen der Glut nicht durch den Kamin davon steigt. Ich habe mir dazu von einem guten Nachbarn eine kreisförmige Edelstahl-Platte mit 149 mm Durchmesser auf ein Edelstahl-Gewindestange schweißen lassen und diese in das Ofenrohr geschraubt. durch den aussen aufgeschweißten Hebel kann ich somit den Kamin komplett absperren. Die im Handel erhältlichen Drosselklappen sind dafür leider nicht geeignet, da diese nur maximal 75 % des Rohres verschließen. Das ist für einen normalen Ofen auch nicht sinnvoll, sonst hätte man ja den Rauch im Wohnzimmer!
Schritt 11: Verputzen
Vor dem Verputzen habe ich den Ofen 2 Wochen austrocknen lassen und langsam hochgeheizt (Details zum Anheizen später). Für den Sockel habe ich beim Baumarkt einen wasserfesten Sockelputz besorgt. Den Sockel habe ich danach mit wasserfester Fassadenfarbe gestrichen.
Da ich die Kuppel nicht unter ein Holzdach packen wollte habe ich die Kuppel mit wasserfesten und auch hitzebeständigen Rollputz gestrichen. Diesen Putz gibt es bei uns im Baumarkt. Der wird normalerweise für die Grill-Kamine verwendet und ist dort ähnlichen Temperaturen ausgesetzt. Bisher hält der auch ganz gut, allerdings muss man ehrlicher weise sagen, dass er an einigen Stellen durch die Hitze leicht gelblich wird, was dem Pizzaofen aber eine urige Optik verpasst.
Schritt 12: Klappe für Ofenöffnung
Da ich wie vorhin schon erwähnt den Ofen auch zum Backen verwenden möchte brauchte ich für die Ofenöffnung noch eine Abdeckung um die Hitze im Ofen zu lassen. Dazu habe ich mir vom Schreiner eine 4cm starke Holzplatte in der Form des oberen Rundbogens machen lassen, die aussen einen Falz von ca. einem cm. hat. Diese habe ich mit einem Alu Griff versehen und stelle sie nun zum Backen in die Ofenöffnung um auch dort keine heiße Luft entweichen zu lassen. Zusammen mit der Ofenrohr Klappe hält der Ofen die Temperatur so ganz gut.
Beim Brot backen kühlt der Ofen somit nun innerhalb von 90 min. von ca. 220° auf 180° grad ab.
Details dazu sind unter Tips & Tricks zu finden.
Schritt 13: Isolierung der Kuppel
Im Sommer 2012 habe ich mich dazu entschlossen den Ofen noch einmal zu isolieren. Dies hatte 2 Gründe:
Zum einen hält der Ofen durch die Isolierung nun deutlich länger ein hohe Temperatur, so dass nun auch mehrere Backgänge möglich sind. Zum anderen sind damit die Risse an der Oberfläche deutlich weniger geworden.
Ich habe in einem ersten Arbeitsschritt eine 7,5 - 10 cm dicke Steinwollschicht an den Ofen angepasst und zugeschnitten. Diese Schicht habe ich danach mit Ofenzement überzogen (ca. 3 cm dick). Da diese Schicht auch bei mehrstündigem Betrieb nicht heiß wird, denke ich auch, dass man mit einem normalen Beton arbeiten kann. Ich würde dafür heute wahrscheinlich B03 verwenden. Um einen Abstand zum Ofenrohr hinzubekommen, habe ich ein Stück Pappe als Abstandshalter eingearbeitet.
Die neue Außenhaut habe ich dann mit Außenputz verputzt und mit Fassadenfarbe gestrichen.
Damit der Regen nicht am Ofenrohr entlang in die Isolierung fließt habe ich eine Edelstahl Regenkrause montiert und entsprechend zugeschnitten
Ich habe seit diesem Umbau nur noch einen Riss vorne am Kamin. Dieser Riss kommt m.E. von der starken Ausdehnung des Ofenrohrs, damit kann ich aber gut leben.